Konzeptionelle Charta

Netzwerk von europäischen Medienunternehmen und Medienschaffenden mit folgenden Zielen:

Kurzfristig

  • Austausch von Informationen und Wissen zur individuellen Stärkung der Mitglieder
  • Einfacherer und schnellerer Zugang zu aktuellen Informationen und Wissen
  • Europaweite Vernetzung von Gleichgesinnten mit der gleichen professionellen journalistischen Einstellung und Herangehensweise
  • Gemeinsam stärker sein gegen Druck von außen
  • die Möglichkeit, in ganz Europa regelmäßig mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten
  • Überwindung der journalistischen Ländergrenzen innerhalb Europas
  • Suche nach neuen Wegen, um finanziell zu überleben, ohne die Unabhängigkeit zu verlieren
  • Bereitstellung eines Ortes für die Ausbildung von Journalisten
  • Gemeinsam an (europäischen) Dossiers/Themen arbeiten und diese auf die Tagesordnung setzen.

Längerfristig

  • Schaffung eines neuen und unabhängigen Europäischen Presseamtes,
  • Schaffung eines Netzes aus anderen Fachleuten, die die Organisation und ihre Mitglieder in verschiedenen Situationen unterstützen können, z. B. Rechtsanwälte, Steuerexperten, Übersetzer, Reise- und Unterkunftsorganisationen, IKT-Spezialisten und Hardware-Lieferanten.

Das Netz ist kein Anhänger einer bestimmten Ideologie, sondern will unabhängige Informationen liefern sowie dazu beitragen, dass die Leser/Zuschauer/Zuhörer einen kritischen Verstand entwickeln. Seine Arbeit konzentriert es auf das Nachdenken statt den Glauben und auf Argumente statt Überzeugungen.

Motto

Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden
(Rosa Luxemburg)

Als Orientierungshilfe:

Warum Netzwerk Paresia?

Der Journalismus im Westen hat seine Rolle als Kontrollinstanz der Macht eingebüßt.

Infolge der vorherrschenden sozialen und politischen Ideologie des Neoliberalismus und der damit verbundenen Kommerzialisierung vieler Aspekte in den westlichen Gesellschaften wurden viele ehemals unabhängige journalistische Unternehmen in Medienkonzerne umgewandelt und sind in die Hände der Mächtigen und Wohlhabenden gelangt. Diese neuen Eigentümer nutzen die Medien, um ihre eigene Macht und ihren Reichtum zu erhalten und auszubauen. Auch die Journalistenausbildung ist zu einer Berufsausbildung verkommen, in der Mitarbeiter für Medienunternehmen ausgebildet werden, statt freien, unabhängigen Journalismus zu lernen. Journalist zu sein, ist zu einem Job mit Gehalt und Status geworden, nicht – wie in früheren Zeiten – zu einer Berufung oder Arbeit aus intrinsischer Motivation oder Überzeugung.

Als Mensch aus Fleisch und Blut lebt jeder Journalist (m/w) auch eine entsprechende Rolle in der Gesellschaft. Das bedeutet oft, dass er eine Familie hat, ein Haus besitzt, dessen Hypothek er abzahlen, also dafür ein Einkommen erzielen muss. Indem er als Angestellter eines Medienunternehmens “Lohn für Arbeit” erhält, gibt er tatsächlich und grundsätzlich einen Teil seiner journalistischen Unabhängigkeit auf. Dadurch wird diese totale journalistische Freiheit grundlegend verletzt. Ganz nach dem Motto: “Wessen Brot du isst, dessen Wort du sprichst.”

Aufgrund der Bedeutung von Geld, Kosten-Nutzen-Analysen und Einnahmemodellen wird in den einzelnen Redaktionen entschieden, über welche Themen geschrieben wird, welche Meinungen geäußert werden dürfen und welche nicht, welche Länder positiv und welche negativ zu bewerten sind und so weiter. Dies fördert nicht die Objektivität, sondern dient einzig und allein den Interessen der Eigentümer.

Diese Situation hat zu einem nicht mehr journalistisch kontrollierten Missbrauch seitens der Mächtigen geführt: der großen Vermögensverwalter, der NGOs, der PR-Konglomerate, der Großkonzerne (Big Tech, Big Data, Big Pharma, Big Money usw.), kurz: der transnationalen Oligarchenclique. Politik und Medien werden von dieser Clique gekauft und beeinflusst (vorgeschriebene Inhalte im Austausch für finanzielle Anreize) und sind daher nicht mehr unabhängig. Sie dienen nicht mehr dem freien Volk gegen die Macht der Regierungen.

In der Folge ist die Demokratie abgeschafft, denn in einer gut funktionierenden Demokratie sollte jeder die Möglichkeit haben, sich gut zu informieren. Für gute Informationen werden verschiedene Quellen benötigt, und die braucht man, um gute Entscheidungen treffen zu können, zum Beispiel wen oder welche Partei man wählen soll.

Die Corona-Krise war ein perfektes Beispiel dafür, wohin es die Gesellschaft führt, wenn verschiedene Gruppen ihre Macht ausnutzen, um mehr Macht zu erlangen (WHO und Länderregierungen) und/oder mehr Geld zu verdienen (Big Pharma).

In den letzten Jahren sind verschiedene Gruppen entstanden, die auf unterschiedliche Weise (Zeitung, Internet, Radio, Fernsehen) versucht haben, eine andere Stimme als die der etablierten Medien zu erheben. Der Inhalt vieler dieser Kanäle ist offenbar von den Mächtigen unerwünscht, da die Zensur immer mehr zunimmt. Die neueste Errungenschaft ist das Gesetz über digitale Dienste (DSA), das am 25. August 2023 in Kraft trat. Die Durchsetzung dieses Gesetzes liegt in den Händen der Europäischen Kommission und von Sonderkoordinatoren.

Das Recht auf freie Meinungsäußerung in Europa steht unter großem Druck.

Für Journalisten wird es immer schwieriger, frei und unabhängig zu arbeiten. Der Aufbau eines Netzwerks kann helfen, sich gegenseitig zu stärken, dem Druck zu entkommen und dem Journalismus seine Rolle als Sprachrohr – auch gegen die Interessen der Mächtigen – zurückzugeben.

Für wen 

Das Netzwerk richtet sich an europäische Organisationen, die Journalismus betreiben und sich zu den oben genannten Grundsätzen bekennen sowie nachweislich gegen den Mainstream ankämpfen.

Parrhesia ist ein Netzwerk und eine Partnerschaft von Fachleuten des Journalismus. Auch Journalisten, die einem Berufsverband angehören, können Teil des Netzwerks werden.

Parrhesia ist eine Initiative von Kairos (BE) und De Andere Krant (NL), die alle freien, unabhängigen journalistischen Organisationen in Europa einladen, sich anzuschließen.

Der Name ‘Paresia’

Paresia (Parrhesia): mutig die Wahrheit sagen.

“Genauer gesagt, ist Parrhesia eine verbale Aktivität, in der ein Sprecher seine persönliche Beziehung zur Wahrheit äußert und dabei sein Leben riskiert, weil er das Aussprechen der Wahrheit als Pflicht erkennt, um andere Menschen zum Besseren zu bekehren oder ihnen zu helfen (wie auch sich selbst). In Parrhesia verwendet der Sprecher seine Freiheit und wählt Offenheit statt Überzeugungskraft, Wahrheit statt Lüge oder Schweigen, das Risiko des Todes statt Lebensqualität und Sicherheit, Kritik anstelle von Schmeichelei, sowie moralische Pflicht anstelle von Eigeninteresse und moralischer Apathie.” Michel Foucault

Der vorläufige Arbeitsname Parrhesia als kurzer Begriff aus dem Altgriechischen wurde gewählt, da es schwierig ist, Abkürzungen in die verschiedenen Sprachen zu übersetzen. Ziel ist es, dass jeder so weit wie möglich in seiner eigenen Sprache arbeiten und kommunizieren kann. Die Entscheidung für eine allgemeine Arbeitssprache des Netzwerks wird ausdrücklich nicht getroffen. Das europäische Netz setzt eine europäische Vielfalt voraus, zu der die Sprache einen wesentlichen Teil beiträgt.

Weitere Planungen

Bis Ende 2023:
Aktiv auf potenzielle Mitglieder des Bündnisses zugehen, die Charta des Bündnisses entwerfen und weiterentwickeln, sie zu übersetzen und zu verbreiten.

Erstes Quartal 2024:
Erstes Treffen zur Vorstellung, Verabschiedung der Charta und Beginn der Zusammenarbeit. Unter Zusammenarbeit verstehen wir den Austausch von aktuellen Informationen und Wissen.